»Hast du jenen Abend vor langer Zeit in meines Vaters Garten vergessen, als wir Hand in Hand dem Lied der Nachtigallen lauschten? Und als ich sagte: ›Welch trauriger Gedanke, dass überall auf der Welt so viele Vögel singen, die ich niemals hören werde.‹ Und als du antwortetest: ›Geliebte, wenn ich erst meine Herrschaft angetreten habe, werden dir alle Singvögel auf der ganzen Welt gehören.‹« – Gesagt, getan: Warum sollte er auch nicht tun, was er tun kann, zumal es niemanden gibt, der ihn daran hindern würde? King Goshawk, seines Zeichens Weizenkönig und der mächtigste Mann der bekannten Welt, erfüllt seiner Geliebten den Herzenswunsch und lässt alle Singvögel der Welt einfangen und in riesige Volieren sperren. Wer sie sehen oder gar singen hören möchte, muss fortan dafür bezahlen. So beginnt Eimar O’Duffys sprachmächtige, wütende Satire auf eine Welt, die uns immer frappierender bekannt vorkommt, je weiter der Roman voranschreitet. Dass dieser Roman schon 1926 veröffentlicht wurde, ist kaum zu glauben. Dass er erst jetzt wiederentdeckt und auch erstmals ins Deutsche übersetzt wurde, dagegen schon, denn O’Duffy war seiner Zeit so deutlich voraus, dass es fast wirkt, als hätte er hellsehen können. Douglas Adams lässt grüßen Bezeichnet wird das Werk als Missing Link zwischen Swift und Flann O’Brien (Auf Schwimmen-zwei-Vögel) – warum hier der Name Douglas Adams nicht fällt? Tatsächlich erinnert King Goshawk immer wieder so stark an Per Anhalter durch die Galaxis, dass alle, die noch immer sehnsüchtig einer Fortsetzung nachtrauern, sich hier über einen Ahnherrn freuen dürfen. Köstliche Unterhaltung ist in jedem Fall garantiert. Wiederentdeckt und kongenial übersetzt von Gabriele Haefs.